ME/CFS: Meine Erfahrungen mit Paxlovid

ME/CFS: Meine Erfahrungen mit Paxlovid

Aktualisiert: September 2025

Da ich in einigen Facebook-Gruppen erwähnt habe, dass mir das Covid19-Medikament auch bei ME/CFS geholfen hat, erreichen mich nun immer wieder Fragen dazu. Deshalb habe ich diesen Blogbeitrag geschrieben, um meine persönlichen Erfahrungen zusammenzufassen.

Beachte bitte: es ist genau das, was ich schreibe, meine persönliche Erfahrung. Kein Heilsversprechen, kein medizinischer Ratschlag, sondern nur, wie ich die Einnahme von Paxlovid erfahren habe.

ME/CFS – meine Geschichte in Kurzform

Ich kann leider nicht genau sagen, wann ich ME/CFS bekommen habe. Eine längere Beschreibung meines Weges zur Diagnose findest du hier in diesem Blogbeitrag:
https://www.julia-stueber.de/mein-weg-zur-diagnose-me-cfs/

In aller Kürze: der Verdacht kam im April 2022 auf, im September 2022 hatte ich dann die Diagnose. Seitdem habe ich mit Pacing, Nahrungsergänzungsmitteln, Schlafhygiene und einigen anderen Dingen eine gewisse Verbesserung erreicht, bis ich dann im Januar 2023 einen kleinen Infekt hatte, der mich wieder etwas runtergerissen hat.

Meine erste Corona-Infektion und Paxlovid (Februar 2023)

Im Februar 2023 dann der Schock: Corona hatte unsere Familie erwischt. Da ich zur Risikogruppe gehöre (Asthma und ME/CFS), rief ich den kassenärztlichen Notdienst an. Die erkannten meine missliche Lage und schickten einen Arzt vorbei, der sofort Paxlovid verschrieb. Am nächsten Tag hatte ich das Glück, die letzte Packung in unserer Dorfapotheke erhalten zu können.

Ich war natürlich in großer Sorge, denn ich befürchtete, dass Corona mich beim ME/CFS endgültig herunterziehen würde.

Die Einnahme von Paxlovid – der überraschende Effekt

Also nahm ich die erste Dosis Paxlovid und fügte mich in mein Schicksal. Nur dass das bei mir nicht passierte! Im Gegenteil! Plötzlich fing ich an, die Küche aufzuräumen! Und die Treppen im Haus hoch und runter zu laufen – schneller, als ich es die ganzen letzten 12 Monate nicht getan hatte. Ich fing an, die Küchenschränke auszuwischen und auszumisten.

Was ist Paxlovid überhaupt? Ich fing an zu recherchieren, weil mir mein Verhalten wirklich merkwürdig vorkam.

Was ist Paxlovid überhaupt?

Paxlovid ist ein antivirales Medikament zur Behandlung von COVID-19. Es wurde im Dezember 2021 von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zugelassen und ist das erste antivirale Medikament, das zur Behandlung von COVID-19 zugelassen wurde.

Paxlovid ist eine Kombination aus den Wirkstoffen Nirmatrelvir und Ritonavir. Nirmatrelvir ist ein Protease-Inhibitor. Das heißt, es hemmt die Vermehrung des Virus in infizierten Zellen. Ritonavir hingegen ist ein Booster-Medikament, das die Konzentration von Nirmatrelvir im Blut erhöht und dadurch die Wirksamkeit von Paxlovid verbessert.

Warum kann Paxlovid bei ME/CFS helfen?

ME/CFS ist eine chronische Erkrankung, die oft durch eine Virusinfektion ausgelöst wird. Ich kann das bei mir leider nicht mehr nachvollziehen, da ich es wahrscheinlich seit 2010 oder sogar schon vorher in einer milden Form habe und es sich seit März/April 2022 durch zwei Infekte auf Bell 40 verschlechtert hat.

Laienhaft ausgedrückt, killt Paxlovid so viele Viren wie nur möglich im Körper. Und anscheinend hat es bei meiner ersten Einnahme genau das Virus getroffen, was bei mir für ME/CFS verantwortlich war.

Hilft Paxlovid immer bei ME/CFS?

In diversen Gruppen las ich, dass es ME/CFS-Betroffene gab, bei denen ME/CFS nach der Einnahme von Paxlovid endgültig und nachhaltig verschwunden war. Andere berichteten von gravierenden Verbesserungen, die manchmal nur eine Woche anhielten und bei anderen seitdem keine Verschlimmerung mehr vorkam. Andere wiederum merkten keine Verbesserung des ME/CFS.

Es scheint also wie bei so vielen Lösungs- und Heilungsansätzen von ME/CFS zu sein: was dem einen hilft, bewirkt beim anderen gar nichts.

Eine Dosis Paxlovid besteht aus drei Tabletten
Eine Dosis Paxlovid besteht aus drei Tabletten

Meine zweite Corona-Infektion (September 2025)

An einem Sonntagabend im September 2025 war er da: der positive Corona-Test. Wir hatten Erkältungssymptome, ein Familienmitglied mehr als die anderen. Da ich mit Asthma und ME/CFS zur Risikogruppe für schwere Verläufe gehöre, habe ich direkt die 116117 angerufen. Die nette Dame am Telefon verstand das Problem und keine zwei Stunden später war ein Arzt vom notärztlichen Dienst bei uns zuhause.

Zum Glück hatten wir so schnell dort angerufen. Direkt für uns Paxlovid verschrieben bekommen und das per App in der örtlichen Apotheke mit Lieferservice eingereicht, so dass wir es Montagmittag hatten.

Ein anderes Ergebnis beim zweiten Mal

Doch dieses Mal war es ganz anders bei mir. Es hat uns zwar zum Glück vor einem schweren Verlauf mit Krankenhausaufenthalt bewahrt, aber ich hatte keinen Energiekick. Drei Tage habe ich auf dem Sofa sitzenderweise darauf gewartet, bis ich die Hoffnung aufgegeben hatte.

Und als ich mich nach 7 Tagen vom Corona her besser fühlte, kam dann der sogenannte Rebound vom Paxlovid um so stärker. Ich war so erschöpft wie schon lange nicht mehr, bekam Fieber und hatte Schlafstörungen. Das hielt sich noch mal 7 Tage, dann war der Spuk vorbei.

Aber auch, wenn es das ME/CFS nicht gebessert hat – so hat Corona es zumindest nicht verschlechtert! Das war und ist nach wie vor eine meiner größten Sorgen, dass ich durch eine Covid19-Infektion im Bell-Score abstürze. Und davor hat mich Paxlovid auch dieses Mal geschützt.

Ein wichtiger Hinweis zu den Kosten

2023 wurde Paxlovid noch vom Bund bezuschusst und hat knapp 60€ gekostet. Mittlerweile kostet es 1149,19€. Wenn man privat versichert ist, sollte man das vorher wissen!

Wie ging es mir langfristig?

Gesundheitlich ging es bei mir nach der ersten Paxlovid-Einnahme lange Zeit bergauf. Seit der Zeit haben sich familiäre Belastungen auf meine Gesundheit ausgewirkt, weshalb ich zwischenzeitlich auch andere Behandlungsansätze ausprobiert habe, wie die Nikotinpflaster von Dr. Leitzke.

Was bedeutet das für dich?

Ganz ehrlich: ich kann es dir nicht sagen. Wenn du ME/CFS hast und dich mit Covid19 ansteckst, solltest du versuchen, Paxlovid zu bekommen. Denn vielleicht hast du Glück, dass es auch gegen ME/CFS hilft. Ich befürchte, anders ist im Moment nicht an Paxlovid heranzukommen, aber das musst du mit deinem Arzt klären.

Studien zu ME/CFS und Paxlovid

Mittlerweile gibt es wenigstens ein paar Studien zu ME/CFS und Paxlovid.

Studie/QuelleFokusErgebnis zu Paxlovid
Yale PAX LC-StudieLong COVID/ME/CFSKeine Symptom-Linderung gegenüber Placebo
UCSF FallserieLong COVIDGemischt/teilweise vorübergehende Verbesserungen
Stanford Medicine-StudieLong COVIDSicher, aber keine Symptomverbesserung
RECOVER-InitiativeLong COVID (läuft noch)Schließt ME/CFS-ähnliche Symptome als Endpunkt ein
ME/CFSMed (deutsch, bezieht sich auf eine amerikanische Studie)Long CovvidKein Effekt von Paxlovid gezeigt

Das wissenschaftliche Fazit: Insgesamt zeigen aktuelle Studien keinen überzeugenden Nachweis für einen Nutzen von Paxlovid bei ME/CFS oder Long COVID, auch wenn in Einzelfällen kurzzeitige Verbesserungen berichtet wurden.

Mein Fazit

Im Endeffekt hat Paxlovid bei mir das ME/CFS beim ersten Mal temporär deutlich gebessert, beim zweiten Mal blieb der Energieschub leider aus. Trotzdem ist es sinnvoll, gerade mit Vorerkrankungen Paxlovid zu nehmen. Denn ein Krankenhausaufenthalt, besonders mit Intensivstation, ist wesentlich teurer – und bei ME/CFS sowieso extrem schwierig.

Die Erfahrung zeigt mir auch, dass ME/CFS ein komplexes Krankheitsbild ist, bei dem verschiedene Ansätze unterschiedlich wirken können – manchmal sogar beim selben Menschen zu verschiedenen Zeitpunkten.


Über die Autorin

Julia Stüber ist zertifizierte Health & Wellness Coach (CPD), Ernährungsberaterin und Autorin. Mit über 15 Jahren Erfahrung schreibt sie über chronische Erkrankungen, Ernährung, Selbstfürsorge und kreative Bewältigungsstrategien. Als selbst Betroffene von ME/CFS und Zöliakie verbindet sie persönliche Erfahrung mit fundiertem Fachwissen.
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