Das letzte Mal war ich vor zehn Jahren auf der Anuga – höchste Zeit also für einen neuen Besuch. Außerdem recherchiere ich gerade für ein Buch über Allergien, Intoleranzen und Zöliakie und wollte sehen, wie sich diese Themen auf der Messe entwickelt haben.
Zu meiner Überraschung waren viele große Marken nicht vertreten – weder MinusL noch Schär hatten einen Stand! Also habe ich die Webseite der Messe nach Anbietern von gluten- und laktosefreien Lebensmitteln durchsucht und am Ende über 70 Messestände gefunden.
Diese Zahl war natürlich völlig überambitioniert – vor allem, da ich mit ME/CFS meine Energie gut einteilen muss. Also habe ich mir gleich offengelassen, an einem zweiten Tag wiederzukommen. Das war auch gut so: Nach zwei Dritteln der Stände war ich am ersten Messetag so erschöpft, dass ich froh war, überhaupt noch den Heimweg zu schaffen. Am zweiten Tag habe ich dann die restlichen Stände besucht – und sogar noch ein paar neue entdeckt.
Ich liste hier nicht alles auf, sondern nur die Produkte, die es in Deutschland bereits gibt oder bald geben wird – oder die ich einfach besonders spannend fand.
Neue Produkte & Trends
Was mir dieses Jahr besonders aufgefallen ist: Viele etablierte Marken und Start-ups betonten, dass sie nur die notwendigsten und möglichst natürlichen Zutaten verwenden. Nach dem zehnten Stand wurde das schon ein bisschen unfreiwillig komisch, weil alle so taten, als hätten sie das Prinzip gerade neu erfunden.
Sehr auffällig war der Trend zu Riegeln – vor allem Dattelriegeln. Natürlich gönne ich jedem Start-up Erfolg, aber Dattelriegel mit wenigen Zutaten sind nun wirklich keine Neuheit mehr.
Das Thema glutenfrei ist heute deutlich präsenter als noch vor zehn Jahren. Dafür waren laktosefreie Produkte deutlich seltener zu finden. MinusL und Schwarzwaldmilch fehlten, und auch bei Züger gab es keine Neuheiten.
Ein echtes Geschmackserlebnis waren die „Coconut Water Noodles“, die auf der Anuga den Top Innovation Award gewonnen haben. Man kann sie sowohl süß als auch herzhaft essen. Und falls du ein Trekkie bist – das Gericht erinnerte mich ein bisschen an das klingonische „Gagh“.

Meine Highlights
Dies ist natürlich eine subjektive Auswahl meiner persönlichen Highlights der diesjährigen Anuga. Ich habe mich auf Produkte beschränkt, die in Deutschland erhältlich sind oder bald erscheinen werden.
Neues Eis von Valsoia
Valsoia bringt voraussichtlich Anfang 2026 zwei neue Eissorten auf den Markt, die sowohl vegan als auch glutenfrei sind. Ich durfte das „Croccantino“ probieren – ein cremiges Vanilleeis im Hörnchen mit Nuss und Schokosauce. Das Eis war etwas fluffiger als klassisches Milcheis, aber richtig lecker.
Besonders freue ich mich auf das Tiramisu-Eis im Becher, denn ein fertiges Dessert, das glutenfrei, laktosefrei und vegan ist, gibt es bisher kaum.
valsoia.com/de

Vegane Käsealternativen von Heinrichsthaler
Heinrichsthaler kannte ich bisher nur als klassische Käsemarke. Neu im Sortiment sind vegane Alternativen – von „Camembert Style“ bis Frischcreme. Ich habe mich am Stand überreden lassen zu probieren – und muss sagen: Die Frischcreme war erstaunlich gut und schmeckte tatsächlich wie echter Frischkäse.
heinrichsthaler.de

Backmischungen von der Meraner Mühle
Ich muss gestehen: Die Backmischungen der Meraner Mühle kannte ich bisher gar nicht. Das Brot am Stand sah wunderbar aus, aber wegen der Kontaminationsgefahr konnte ich nichts kosten – die Mitarbeiterin war da erfreulich vorsichtig. Dafür bekam ich ein Probepaket zugeschickt, über das ich bald berichten werde.
meranermuehle.it

Köstliche Desserts von Trivitys (Berlin)
Zufällig bin ich über den Stand von Trivitys gestolpert – einem Café und einer Manufaktur im Norden Berlins. Sie stellen vegane und glutenfreie Pralinen, Desserts und Aufstriche in Handarbeit her. Beim nächsten Berlin-Besuch steht ein Abstecher dorthin fest auf meiner Liste.
trivitys.com

Neue Kekssorten von Coppenrath
Coppenrath erweitert sein Sortiment an gluten- und laktosefreien Keksen. Neu sind Butter Cookies, Kakao Cookies sowie Hafer-Mandel-Nuss-Cookies – letztere haben mir am besten geschmeckt. Sie sind mittlerweile auch bei Rewe erhältlich!
coppenrath-feingebaeck.de

Weitere Entdeckungen
Ein paar Produkte gibt es hier noch nicht – aber ich hoffe, das ändert sich bald.
nucao
Für Frühjahr 2026 sind Frozen Fruits angekündigt: gefrorene Früchte mit Schokoladenüberzug in Sorten wie Weiße Mango, Pistazien-Erdbeere oder Weiße Himbeere. Ich bin gespannt!
the-nu-company.com
madegood
Diese Müsliriegel sind zwar preislich im oberen Segment, aber geschmacklich großartig. Mein Favorit ist „Birthday Cake“ mit bunten Streuseln – einfach gute Laune in Riegelform.
madegoodfoods.com/de
turtle
Turtle hatte verschiedene glutenfreie und vegane Cerealien dabei – unter anderem Color Loops, Marshmallow Crunchies und Dark Chocolate. Ich habe alle probiert: durchweg lecker!
turtlecereals.com/de-de

Dr. Karg’s
Dr. Karg’s präsentierte neue vegane Cracker, Rustinis und Hafer Minis – bisher habe ich sie noch nicht im Handel entdeckt, aber sie sollen bald verfügbar sein.
dr-karg.de

Fonio- und Olivenmehl
Eine echte Überraschung: Fonio-Mehl – mir völlig neu! Ich sprach mit einem niederländischen Bäcker, der seit Jahren damit arbeitet. Seine glutenfreie Bäckerei nutzt ausschließlich Fonio, das er direkt aus Afrika bezieht und dort faire Anbaubedingungen überprüft.
Außerdem zeigte er mir Croissants aus Olivenmehl – das kannte ich ebenfalls noch nicht, schmeckte aber wunderbar würzig.
biologischbroodonline.nl

Italienische, französische und nordische Produkte
Wenig überraschend war die starke italienische Präsenz. In meiner Galerie findest du eine Auswahl der Produkte, die ich gefunden habe:








Finnland war mit einer großen Gemeinschaftsfläche vertreten. Besonders lecker fand ich die Oat Snack Biscuits von Elovena sowie Brötchen von Moilas, die es teils auch schon in deutschen Bio-Supermärkten gibt.
elovena.com
moilas.fi/en

Promise Gluten Free aus Irland überzeugte mich mit dem Lemon Drizzle Cake – saftig, weich und köstlich. Ich hoffe, er kommt bald auch nach Deutschland!
promiseglutenfree.com

Aus den Niederlanden stammt Bakker Wiltink (Produkte aus den Albert-Heijn-Märkten) und aus Frankreich die Marke Naten, deren Tartelles Framboise ich später zufällig in Brüssel wiederentdeckte – köstlich!
bakkerwiltink.nl
naten-organic.com

Nordic Gluten Free aus Dänemark punktete mit fantastischen Zimtschnecken – die Gründerin hat selbst Zöliakie und weiß, was wir uns wünschen.
nordicglutenfreebakery.dk
Ebenfalls empfehlenswert: Glocella aus Spanien.

Und Clearspring aus England hat tolle nachhaltige Brown Rice Crackers und Sea Veg Crispies.
clearspring.co.uk

Übrigens: Glutenfreie Sojasaucen waren dieses Jahr auffällig oft vertreten – offenbar ein wachsender Markt.

Überraschungen & Kuriositäten
Ehrlich überrascht war ich, wie wenig Marktkenntnis einige internationale Firmen hatten. Eine erzählte mir begeistert von Nudeln aus Erbsen, Buchweizen und roten Linsen – und wusste nicht, dass es das hier längst gibt. Auch dass wir in Deutschland Lebensmittel nicht in der Apotheke kaufen, war ihr neu.
Und so sehr ich den Lemon Drizzle Cake liebte, so deutlich merkte man, dass manche Hersteller unser deutsches Brotverständnis nicht kennen. Ein weiches, krummloses Brot überzeugt hier einfach nicht – und in derselben Halle standen Bäckereien, die das hätten zeigen können.
Lustig war dagegen der Stand der koreanischen Firma Kim Chip: knusprige Algenblätter mit Kimchi Salsa Flavor. Den meisten Besucher:innen war das viel zu scharf – ich war vorbereitet, probierte tapfer und blieb ungerührt. Die erstaunten Gesichter am Stand waren unbezahlbar.

Mein Fazit
Die Anuga ist jedes Mal spannend und lohnenswert – selbst für ernährungstechnische „Sonderfälle“ wie mich. Was ich allerdings kritisch sehe: Einige glutenfreie Bäckereien standen mitten in den Hallen mit herkömmlichen Backwaren. Für Menschen mit Zöliakie ist das nicht ideal – der Duft alleine ist schon gemein, aber überall Menschen mit Brötchen in der Hand zu sehen, ist schon eine Herausforderung.
Praktische Tipps für den Messebesuch
Gerade mit ME/CFS – aber auch sonst – ist eine gute Vorbereitung alles.
Überlege dir vorher:
- Welche Stände möchtest du besuchen?
- Welche Themen interessieren dich besonders?
- Gibt es Vorträge oder Verkostungen, die du einplanen willst?
- Und: Wann ist erfahrungsgemäß am wenigsten los?
Die Anuga ist keine Publikumsmesse und deshalb nicht ganz so überfüllt, was den Besuch angenehmer macht. Pausen solltest du unbedingt einplanen. Ich hatte mir glutenfreie Snacks und Wasser mitgenommen – sicher ist sicher, falls man nicht genug probieren kann.
Am zweiten Tag habe ich meinen Rundgang so gelegt, dass ich nach den Hallen 4 und 5 eine Pause in Halle 8 machen konnte. Das hat gut funktioniert – nur der köstliche Stand von Trivitys hat meine Pause etwas verlängert. Aber das war es wert.
Über die Autorin
Julia Stüber ist zertifizierte Health & Wellness Coach (CPD), Ernährungsberaterin und Autorin. Mit über 15 Jahren Erfahrung schreibt sie über chronische Erkrankungen, Ernährung, Selbstfürsorge und kreative Bewältigungsstrategien. Als selbst Betroffene von ME/CFS und Zöliakie verbindet sie persönliche Erfahrung mit fundiertem Fachwissen.Mehr über Julia erfahren | Newsletter abonnieren

[…] Der Oktober stand außerdem ganz im Zeichen spannender Veranstaltungen.Da ich aufgrund meiner chronischen Erkrankung achtsam mit meiner Energie umgehen muss, habe ich dieses Jahr auf den Besuch der Frankfurter Buchmesse verzichtet und war stattdessen auf der Anuga in Köln, einer der größten Lebensmittelmessen der Welt. Dort habe ich nach glutenfreien und laktosefreien Neuheiten Ausschau gehalten. Wenn dich das Thema interessiert, schau gern hier auf meinem anderen Blog vorbei! […]