Wie Nikotinpflaster bei ME/CFS und Long Covid funktionieren – und wie du sie anwendest

Wie Nikotinpflaster bei ME/CFS und Long Covid funktionieren – und wie du sie anwendest

Vor fast zwei Jahren stand ich vor einer Entscheidung: Sollte ich es mit Nikotinpflastern versuchen? Die Idee klang zunächst absurd. Nikotin? Das Zeug aus Zigaretten? Gegen ME/CFS?
Aber als ich mich tiefer mit der Forschung von Dr. Leitzke beschäftigte, ergab plötzlich alles Sinn. Seitdem klebe ich die Pflaster – auch wenn ich mir jeden Morgen als lebenslange Nichtraucherin komisch vorkomme. Aber es hilft mir, wenn auch in sehr langsamen Schritten.

In diesem Beitrag möchte ich erklären, wie Nikotinpflaster bei ME/CFS und Long COVID wirken – und wie man sie praktisch anwendet.

Der Mechanismus: Warum Nikotin überhaupt hilft

Um zu verstehen, warum Nikotinpflaster wirken können, schauen wir uns zuerst an, was im Körper bei Long COVID und ME/CFS passiert.

Das Problem: Spike-Proteine blockieren wichtige Rezeptoren

Das SARS-CoV-2 Spike-Protein und offenbar auch ähnliche Proteine anderer Viren, die bei ME/CFS-Fällen auftreten, haben eine fatale Eigenschaft: Sie docken an bestimmte Rezeptoren auf den Zellen an. Diese Rezeptoren heißen nikotinische Acetylcholinrezeptoren (nAChR). Sie sind in vielen Geweben unseres Körpers zu finden – im Gehirn, in der Lunge, im Darm und in den Blutgefäßen.

Das Problem: Nach einer Infektion verschwinden die Spike-Proteine oft nicht vollständig. Studien zeigen, dass sie bis zu vier Jahre – besonders hartnäckig in den Hirnhäuten und im Knochenmark des Schädels – im Körper bleiben können.

Solange die Spike-Proteine an den nAChR-Rezeptoren hängen, können diese ihre wichtige Arbeit nicht mehr verrichten. Dadurch entstehen:

  • Entzündungen
  • Durchblutungsstörungen
  • Energiemangel in den Zellen
    Und all die Symptome, die wir von ME/CFS und Long COVID kennen.

Die Lösung: Nikotin als „Verdränger“

Jetzt wird es spannend: Nikotin hat eine größere Bindungsstärke an den nAChR-Rezeptoren als das Spike-Protein. Das bedeutet: Wenn Nikotin und das Spike-Protein um einen Rezeptor konkurrieren, setzt sich das Nikotin durch – es verdrängt die Spike-Proteine regelrecht von ihrem Platz.

Dr. Leitzke beschreibt es mit einem anschaulichen Vergleich: Das Nikotin ist wie ein stärkerer Magnet, der einen schwächeren Magneten (das Spike-Protein) von der Metalloberfläche (dem Rezeptor) wegzieht.

Die Struktur von Nikotin

Warum Pflaster und nicht Rauchen oder Kaugummi?

Viele fragen, warum man nicht einfach raucht oder Nikotinkaugummi nimmt, wenn Nikotin hilft. Die Antwort liegt in der Wirkweise und im zeitlichen Verlauf der Nikotinaufnahme.

  • Beim Rauchen und Kaugummi steigt der Nikotinspiegel im Blut sehr schnell an und fällt ebenso schnell wieder ab.
  • Dadurch erobern die Spike-Proteine sofort wieder die Rezeptoren zurück, sobald der Nikotinspiegel sinkt.
  • Nikotinpflaster hingegen geben Nikotin 24 Stunden am Tag kontinuierlich ab und halten den Plasmaspiegel so stabil, dass die Rezeptoren dauerhaft „besetzt“ bleiben – diesmal aber mit gesundem Nikotin.

Außerdem enthalten Nikotinpflaster keine der schädlichen Stoffe, die beim Rauchen entstehen, sondern reines medizinisches Nikotin.

Rauchen hat nicht die gleiche Wirkung wie Nikotinpflaster bei ME/CFS

Die praktische Anwendung: So verwendest du Nikotinpflaster

Die richtige Dosierung

Dr. Leitzke empfiehlt als Eingangsdosis:

  • 7 mg Pflaster pro 24 Stunden
  • Falls zu stark, kannst du auch mit einem halben Pflaster (3,5 mg) starten
  • Nach einigen Tagen eventuell auf 14 mg erhöhen, wenn gut vertragen

Pflaster gibt es in verschiedenen Stärken (7, 14, 21 mg pro 24 Stunden).

Wo klebst du das Pflaster?

  • Saubere, trockene und unbehaarte Hautstellen wie Oberarm, Schulter, Oberkörper oder Hüfte
  • Wechsle täglich die Stelle, um Hautreizungen zu vermeiden
Die Nikotinpflaster kann man auch auf die Oberschenkel kleben

Wie lange trägst du das Pflaster?

  • Wichtig: 24 Stunden durchgehend, auch nachts
  • Morgens aufkleben, am nächsten Morgen zur gleichen Zeit wechseln

Meine persönliche Routine

  • Morgens nach dem Duschen altes Pflaster abnehmen, Haut trocknen
  • Neue Stelle rotieren (meine Favoriten: Oberarm und Schulter)
  • Pflaster gut andrücken, damit es den ganzen Tag hält
  • Im Kalender notieren, wo das Pflaster sitzt, damit ich es nicht vergesse

Was ist mit Nebenwirkungen?

Am Anfang gibt es einige typische Nebenwirkungen:

  • Lebhafte Träume oder Schlafstörungen
  • Leichte Übelkeit
  • Hautreizungen bei Nicht-Wechsel der Klebestelle
  • Manche berichten auch von Kopfschmerzen

Mein Tipp: Wenn die Nebenwirkungen stark sind, besser die Dosis reduzieren. Lieber ein halbes Pflaster über längere Zeit als ein ganzes, das du nicht durchhältst.

Wie lange solltest du die Pflaster verwenden?

Das ist die große Frage – Dr. Leitzke sagt:

  • Es gibt kein festes Schema
  • Es hängt davon ab, wie lange du schon krank bist, wie schwer die Symptome sind und wie dein Körper reagiert
  • Manche brauchen nur wenige Wochen, andere Monate oder Jahre (wie ich mit 15 Jahren ME/CFS)
  • Geduld und Kontinuität sind entscheidend
Nikotinpflaster einfach mal ausprobieren

Wichtige Hinweise für die Anwendung

  1. Kontinuität ist der Schlüssel. Pflaster immer tragen, kein pausieren.
  2. Geduld haben – keine Wunder über Nacht.
  3. Mit Arzt oder Ärztin sprechen, besonders bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schwangerschaft, oder anderen Medikamenten.
  4. Symptome dokumentieren – ich führe ein Symptomtagebuch, so merke ich den Fortschritt besser.

Wo bekommst du Nikotinpflaster?

  • In Apotheken und Drogerien, auch online
  • Achte auf 24-Stunden-Pflaster, nicht 16-Stunden-Versionen
  • Probier unterschiedliche Marken aus, manche kleben besser
  • Preisvergleich lohnt sich wegen der langwierigen Anwendung

Ich selbst nehme „Nikofrenon“, die es zum Beispiel bei Amazon gibt. (Affiliate-Link)

Wie ich merke, dass die Pflaster wirken

  • Nach den ersten Tagen: Kaum etwas gefühlt, bis auf kleine Erstverschlimmerungen
  • Nach einigen Wochen: Infekte treffen mich nicht mehr so hart
  • Nach etwa einem Jahr: Die Grundenergie ist besser, wenn auch langsam
  • Nach fast zwei Jahren: Crashs sind kürzer und weniger tief
  • Es ist kein dramatischer Heilungsmoment, sondern ein langsames, stetiges Besserwerden

Mein Fazit

Die Anwendung von Nikotinpflastern ist einfach: Pflaster aufkleben, 24 Stunden tragen, täglich wechseln und Geduld haben.
Das Schwierigste ist mentale Ausdauer, denn die Wirkung braucht Zeit.

Die Wissenschaft dahinter gibt Hoffnung

  • Spike-Protein blockiert die Rezeptoren → wir fühlen uns krank
  • Nikotin verdrängt das Spike-Protein → Rezeptoren funktionieren wieder → wir fühlen uns besser

Fragen?

Hast du Fragen zur Anwendung oder möchtest du Erfahrungen teilen? Schreib gerne in die Kommentare!

Hinweis: Dieser Blogbeitrag basiert auf meinen persönlichen Erfahrungen und den Forschungen von Dr. Leitzke. Er ersetzt keine medizinische Beratung. Sprich bitte mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, bevor du mit der Nikotinpflaster-Therapie beginnst.


Über die Autorin

Julia Stüber lebt seit vielen Jahren mit ME/CFS und schreibt über den Alltag mit chronischer Erschöpfung, leise Hoffnungen und Wege, wie man mit begrenzter Energie trotzdem kleine Lichtmomente finden kann.
In ihren Texten verbindet sie persönliche Erfahrung mit ruhigen Impulsen, die nicht laut sein müssen – aber halten.
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